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niederließen, betrachteten dieselben als ihr Eigenthum und über-
wachten eifersüchtig deren Grenzen. Die überaus günstige Lage
der Halbinsel für Handel und Verkehr und der Ruf ihrer
Schönheit lockte von allen Seiten Kolonisten herüber, besonders
aus dem nahe gelegenen Griechenland, wo Stammfehden und in-
nere Entzweiung viele zur Auswanderung zwangen. Eine ge-
raume Zeit hindurch war das Land der Tummelplatz der vielen
kleinen Völkerschaften unter einander, die noch kein gemeinschaftli-
ches Band umschlang. Es war ein ewiges Drängen und Trei-
den untereinander und daher ein häufiger Wechsel der Wohnsitze.
So wurden die Siculer, die früher an der Tiber gewohnt hat-
ten, immer tiefer nach Unteritalien, endlich selbst über die Meer-
enge hinaus nach der Insel Sicilien gedrängt, die von ihnen
ihren Namen erhielt. Mancher Volkstamm verlor sich auch selbst
mit seinem Namen unter die Herrschaft eines mächtigeren anderen.
Es verging überhaupt eine geraume Zeit, bevor die einzelnen
Völker feste Wohnsitze gewannen; und erst, als die Römer mit
ihren siegreichen Waffen das Land durchzogen, werden wir etwas
näher über die Wohnsitze und Einrichtungen derselben unterrichtet.
Zu den Urbewohnern Italiens werden gerechnet: 1. Die
Pclasger. Dieser große, der Urbevölkerung Griechenlands nahe
verwandte Volkstamm, hatte sich in vielen Zweigen über den
größten Theil der Halbinsel ausgebreitet, die von der Zeit der
punischen Kriege an unter dem Namen „Italia" zusammengefaßt
wurde. Zu ihnen gehören die Siculer, welche in der Urzeit
an der Tiber wohnten; die Chon er und Önotrer an der
westlichen und die Peucetier an der östlichen Küste von Süd-
italien. In der Sage werden Önotrus und Peucetius als En-
kel des Pelasgus und als Stammfürsten der nach ihnen be-
nannten Völker angegeben. Auch werden zu den Pelasgern ge-
rechnet die Tprrheuer, welche in einzelnen Gemeinden des
späteren Etruriens ihren Sitz hatten. Mit diesen verbanden sich
später die aus Rhetien eingewanderten Ra sen er zu dem Gan-
zen eines Volkes.
2. Im Norden Italiens werden als ein großes Urvolk
die Umbrer H genannt, deren Stadt Ameria 381 Jahre frü-
p) Umbrorum gens antiquissima Italiae existimatur. Plin. h. n. Iii. 19.
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Iv
Bei der Ausarbeitung selbst habe ich überall die
Quellen sorgfältig zu Rathe gezogen und so viel als mög-
lich aus diesen selbst geschöpft; jedoch habe ich auch die
neueren und neuesten Forschungen sorgfältig benutzt und
was und wie es mir zweckmäßig schien, aus ihnen ent-
lehnt. Mehre habe ich an den betreffenden Stellen ge-
nannt; sie alle namentlich anzuführen, schien mir zwecklos.
Zn der Auseinandersetzung der Verfassung habe ich mich
besonders an dem vortrefflichen Werke von Göttling
»Geschichte der römischen Statsverfaffung« gehalten. Im
Ganzen ist mein Streben dahin gegangen, Gründlichkeit
des Inhaltes mit Klarheit und Anschaulichkeit der Dar-
stellung zu vereinigen, und es würde mich freuen, wenn
ich von dem vorgesteckten Ziele, welchem ich mit aller
Sorgfalt und Liebe nachftrebte, nicht zu weit zurückge-
blieben wäre.
Münster, den 6. Juli 1849.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
134
Nicht ohne eigene Besorgniß, hatten sie bisher die Fortschritte
der Römer im benachbarten Lande der Samniter gesehen und
deshalb diese gegen den ihrer eigenen Grenze immer näher rük-
kenden Feind im Geheimen möglichst unterstützt. Jetzt sollte das
Verderben auch über sie kommen; sie selbst hatten den Bruch
mit Rom beschleunigt. Die von den Lucanern bedrängte Stadt
Thurii wurde von den Römern in Schutz genommen, durch den
Cónsul Fabricius entsetzt, und eine Besatzung hineingelegt. Als
bald darauf ein römisches Geschwader von zehn Schiffen, wel-
ches der Besatzung Unterstützung zuführen sollte, gegen einen mit
den Tarentinern bestehenden Vertrag über das Lacinische Vor-
gebirge hinaus fuhr und sich selbst dem Hafen von Tarent,
doch ohne feindliche Absicht, näherte, da gerieth die ganze Stadt
in eine stürmische Bewegung. Alles schrie über Friedensbruch,
und in der ersten Wuth wurden die römischen Schiffe überfallen,
vier in den Grund gebohrt, eins genommen, die bewaffnete
Mannschaft getödtet, die Ruderer zu Sklaven gemacht. Nur fünf
Schiffe entkamen. Dann griffen die Tarentiner auch Thurii an,
weil dieses die Römer herübergeführt hätte. Die Stadt ergab
sich, und wurde rein ausgeplündert; der römischen Besatzung war
bei der Übergabe freier Abzug ausbedingt worden, und sie wurde
entlassen. Sofort schickte Rom Gesandte nach Tarent, um Ge-
nugthuung zu fordern für das erli.'tene Unrecht. Allein statt
diese zu erlangen, wurden sie von der leichtsinnigen Menge sogar
auf die gemeinste Weise verhöhnt. Sie waren in's Theater vor
die Volksversammlung beschieden worden und erregten gleich bei
dem Eintritte durch ihre sonderbare Tracht ein allgemeines Ge-
lächter. Postumius führte das Wort und zwar in griechischer
Sprache. So oft er aber gegen die richtige Aussprache ver-
stieß, erhob sich eiu lautes Hohngelächter über den Barbaren.
Ja, einer aus der Menge hatte sogar die Frechheit, die Toga
des Postumius auf das unanständigste zu besudeln. Darüber
entstand nun vollends ein rauschendes Beifallgeklatsch. Da aber
rief der verhöhnte Gesandte mit zürnender Miene die ernsten
Worte in die Versammlung hinein: „Lacht nur jetzt, bald wer-
den eure Thränen fließen. Dieses Gewand wird in Strömen
eures Blutes gewaschen werden Jetzt war der Krieg gewiß.
ixutf nolvv yaq tov /uträ javxa /qovov ylavotri'
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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97
öffentlichen Prüfung aus. Diese fanden allgemeine Anerkennung
und Bestätigung. Da die zehn Tafeln aber nicht hinzureichen
und einer Ergänzung zu bedürfen schienen, so. wurde das De-
cemvirat für das folgende Jahr (450) beibehalten. Appius
Claudius, welcher schon während des ersten Decem-virats einen
vorzüglichen Einfluß geübt und jetzt durch alle Künste der List
und der Verführung die Wahl auf sich selbst und andere ihm
ergebene und willfährige Männer hinzulenken gewußt hatte, war
das Haupt dieses zweiten Decemvirats, in welches, nach Dionysius,
auch drei Plebejer ausgenommen wurden. Es kamen in diesem
Jahre noch zwei Gesetztafeln hinzu, und hiermit war die Gesetz-
gebung vollendet. Diese Gesetze der zwölf Tafeln, welche die
Grundlage des späteren römischen Rechtes bildeten g, sind bis
auf wenige Bruchstücke für uns verloren gegangen.
Das Decemvirat würde für Rom eine glänzende Epoche
gewesen sein, wenn es sich mit der Anfertigung der Tafelgesetze
begnügt hätte. Aber bald übte es willkürliche Gewalt; jedes
Mitglied umgab sich mit einer Wache von zwölf Lictoren; Ap-
pius insbesondere schien es darauf angelegt zu haben, sich die
Alleinherrschaft zu erwerben. Die Gesetzgebung, zu welcher man
die Zehnmänner berufen hatte, war vollendet, und dennoch legten
sie die daran geknüpfte Oberherrschaft nicht nieder, sondern übten
dieselbe auch noch im dritten Jahre fort, ohne sich um die Be-
stätigung des Senates und des Volkes zu kümmern. Solcher
Übermuth empörte Alle, die Patricier sowohl als Plebejer. Un-
möglich konnte dieser Zustand von Dauer sein. Die verzweif-
lungsvolle Lage, in welcher sich jetzt Rom befand, regte wieder
dessen alte Feinde auf, und die Äquer und Sabiner machten
verheerende Einfälle. Mit dem Schrecken seiner Gewalt ließ
Appius zehn Legionen ausrüsten, von denen er acht unter An-
führung seiner Collegen gegen die Feinde schickte, zwei aber zum
Schutze in Rom bei sich behielt. Nur mit Unwillen zogen die
Legionen in's Feld und ließen sich absichtlich überwinden. In
dem Heere befand sich auch ein alter Hauptmann Siccius
Dentatus, der in hundertzwanzig Schlachten mitgefochten,
4) Livius nennt sie (Iii. 34) fons omnis publici privatique juris. —
Besonders ist Cicero (de leg. Ii. 23.) voll von ihrem Lobe.
Wetter, Geschichte der Römer. *7
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Extrahierte Personennamen: Claudius Dionysius Siccius
Dentatus Livius Cicero
141
der Unterworfenen größtenteils nach dem Grade der Bereit-
willigkeit bestimmt, mit der sie sich ergeben hatten. Für dieses
staatsrechtliche Verhältniß Roms zu den italischen, bald mehr
bald weniger abhängigen Bundesgenossen und eigentlichen Unter-
thanen bildete sich allmälig eine bestimmte Ordnung aus, welche
in den Hauptzügen lange unverändert geblieben ist. Hiernach
gab es:
1. Freistädte (municipia d. h. solche Städte, welche
einen größeren oder geringeren Antheil am römischen Bürger-
rechte erhalten hatten und dabei ihre eigenen Gesetze und Obrig-
keiten behielten. Man unterschied drei Arten von Municipien:
solche, deren Bürger, nur wenn sie nach Rom kamen, Rechte
und Pflichten eines römischen Bürgers ausübten, mit Ausnahme
des Simmrechts und der öffentlichen Ämter; ferner unterthänige
Gemeinden, die das Bürgerrecht ohne Stimmfähigkeit hatten
(eivitas sine suffragio); endlich solche, welche das volle Bür-
gerrecht mit Stimmfähigkeit hatten (eives optimo jure). Aus
diesen wurden entweder neue Tribus gebildet oder sie wurden
in alte ausgenommen. Im Felde diente das Aufgebot der Mu-
nicipien nicht getrennt, sondern in der römischen Legion.
2. Bundesgenossen latinischen Rechts (socii juris La-
tini). Diese behielten neben dem ursprünglichen Rechts der
gesetzmäßigen Ehe und des Verkehrs (eonnubium, eommereium)
ihre eigene Verfassung. Sie hatten nicht nur die freie Wahl
ihrer Obrigkeit, sondern auch ihren besondern Gerichtsstand.
Zudem konnten sie, wenn sie nach Rom kamen, in einer der
Tribus, welche ihneu durch das Loos zugewiesen wurde, mit-
stimmen. Als Gegendienst forderte man Beiträge an Geld und
Mannschaft für den Krieg.
3. Bundesgenossen italischen Rechts (socii juris Italici).
Ihr Verhältniß war, je nach den Verträgen verschieden gere-
gelt. Im Ganzen jedoch standen sie den latinischen Bundesge-
nossen nach. Namentlich hatten sie nicht wie diese, das Stimm-
recht in einer römischen Tribus. Alle übrigen Rechte und Pflich-
ten theilten sie größtentheils mit ihnen. Auch sie behielten ihre
x) Civitates , quae munia (Gerechtsame) capiunt Bei Orelli
Nr. 3691.
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188
gänzlichen Untergang forderten. Insbesondere war es der oben
erwähnte ernste und finstere Porcius Cato (Censorinus), der
seinen ganzen Einfluß zu einem solchen Vernichtungsplane auf-
bot. Allein noch fehlte jeder äußere Grund, jeder auch nur
scheinbarer Vorwand zu einem Kriege mit Karthago, das bisher
allen Bedingungen des Friedens treu und redlich nachgekommen
war. Da führte der alte Römerfreund, der noch als neun-
zigjähriger Greis rüstige und kriegslustige König von Nu-
midien, Masinissa, neue Verwickelungen und hiermit für die
Römer einen willkommenen Vorwand zum Kriege gegen Kar-
thago herbei. Dieser, wohl wissend, welche Rolle ihm die Rö-
mer zuertheilt hatten, ließ keine Gelegenheit unbenutzt, sein Ge-
biet auf Kosten der Karthager zu erweitern und entriß ihnen
die beiden großen Provinzen Emporia und Tpska. Dem letzten
Friedensschlüsse zufolge durften die Karthager keinen Krieg ohne
Vorwissen und Einwilligung der Römer führen; jede Verthci-
digung gegen den um sich greifenden Nachbar war ihnen also
unmöglich gemacht. Nur klagen konnten sie in Rom, und rö-
mische Abgeordnete hatten stets dem Masinissa das eroberte Ge-
biet zugesprochen. In einer solchen Streitsache war auch der
oben genannte Cato als Vermittler nach Karthago geschickt wor-
den. Die Karthager aber, welche ihn als ihren Feind kannten,
wollten seine Vermittlung nicht annehmen. Voll Erbitterung über
solche Zurücksetzung und glühend vor Rache begab er sich nach
Nom zurück, schilderte hier im Senate die außerordentliche Macht
der Karthager und ihre Rüstungen zum Kriege gegen Rom. Ja
er brachte in seiner Toga punische Feigen von seltener Schön-
heit mit in die Curie und schüttelte sie vor der Versammlung
aus mit den Worten: „Das Land, wo diese wachsen, liegt nur
drei Tagfahrten von Rom." Die meisten Senatoren stimmten
ihm bei, daß man sogleich ein Heer nach Afrika übersetzen müßte.
Anderer Meinung war jedoch der weise, staatskluge Senator P.
Sei pro Nasica, der es für Rom gefährlich hielt, wenn die-
ses keinen Nebenbuhler mehr habe, der seine Kräfte in steter
Spannung halte; in all' zu großer Sicherheit würde die sesaus-
arten und erschlassen. Seit diesen Verhandlungen, die noch zu
keinem förmlichen Beschlüsse führten, schloß Cato jeden Vortrag
im Senate mit den Worten: „Im Übrigen stimme ich für die
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239
nem Antriebe gesammelt und bewaffnet, und mit welchen er schon
für ihn gefochten hatte. So begünstigt konnte sich Sulla gerades
Weges gegen die Feinde wenden und diesen zeigen, daß er wirk-
lich die Kraft des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses ver-
binde. Das Heer des Consuls Norbanus schlug er bei Canu-
sium, das Heer des andern Consuls Scipio, eines Enkels des
Asiaticus, bewog er durch Geld und Versprechungen zum Über-
gange; und nun flüchtete sich Q. Sertorius, einer der Anführer
der Marianischen Partei, in seine Provinz Spanien, um dort
einen neuen selbständigen Kampf zu beginnen. — Auch die Con-
suln des folgenden Jahres (82), der jüngere C. Marius und
Papirius Carbo, waren nicht glücklicher. Den erfteren schlug er
bei Pränefte und ließ ihn durch einen Unterbefehlshaber in die-
ser Stadt einschließen. Vergebens suchte ihn der andere Consul
von Etrurien aus zu entsetzen. Nach verzweifelter Gegenwehr
unterlag auch er und floh nach Afrika. Den letzten Versuch zum
Entsätze der Stadt machten die Samniter, welche vom Bundes-
Knossenkriege her die Waffen noch nicht niedergelegt und daher
o!uch das römische Bürgerrecht noch nicht erhalten hatten. Und
als auch dieser mißlang, zogen sie unter der Anführung des Pon-
tius Telesinus mit ihren Verbündeten, den Lucanern und Cam-
panern, rasch .nach Nom, das sie durch Überrumpelung zu er-
obern und dann dem Erdboden gleich zu machen gedachten. Al-
lein Sulla, welcher von ihrer Bewegung unterrichtet war, warf
sich in die Stadt; und nun kam es an dem collinischen Thore
zu einer furchtbaren Entscheidungsschlacht, die mit der völligen
Niederlage der Samniter und ihrer Verbündeten endete. Voll
Verzweiflung gab sich Telesinus selbst den Tod. Und nun war
für Präneste alle Hoffnung auf Entsatz dahin. Die Stadt ergab
sich und büßte hart den verzweifelten Widerstand, den sie geleistet
hatte. Marius suchte durch Minengänge zu entkommen; als er
sich aber entdeckt sah, entleibte er sich selbst.
So waren denn alle feindlichen Heere besiegt, ihre Führer
entweder erschlagen oder flüchtig, und Sulla, fortan der Glück-
liche (Felix, Faustus) genannt, gebot als Sieger über Rom
und ganz Italien. Jetzt ließ er seinem Rachegefühle freien Lauf
und überbot selbst den Marius an Grausamkeit. Statt des
Jubels, mit welchem die geängstigten Römer den Sieger bei
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Extrahierte Personennamen: Sulla Consuls_Scipio Scipio Marius Marius Papirius_Carbo Sulla Telesinus Marius Marius Sulla Felix Felix Faustus Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Marianischen_Partei Spanien Etrurien Afrika Rom Italien
207
abgetretenen Landes und auf die Errichtung von Gebäuden ver-
wandt haben, eine billige Entschädigungssumme aus der Staats-
kaffe gezahlt werden. 4. Eine besondere Commission von drei Män-
nern soll niedergesetzt und jährlich durch Wahl erneuert werden,
welche die Untersuchung, was Staatsland, was Privateigenthum
sei, anzustellen und hiernach die Theilung und Abschätzung vor-
znnehmen hat-").
Dieser so billige Antrag zu Gunsten des nothleidenden Vol-
kes fand bei den reichen Gutsbesitzern den heftigsten Widerspruch.
Fast alle großen römischen Familien waren bei dieser Angelegen-
heit betheiligt; denn es gab gewiß nur sehr wenige, die nicht
bei weitem mehr, als das g-esetzliche Maß von Ländereien besa-
ßen; und diese alle würden des größten Theiles ihres Vermö-
gens und hiermit auch ihres Einflusses verlustig geworden sein.
Sie beriefen sich auf den verjährten Besitz und erhoben sich mit
wüthenden Schmähungen gegen den Volksführer, als ob dieser
nur selbstsüchtige Plane verfolge und den Umsturz der Verfassung
beabsichtige. Während der neunzehn Tage, die sein Gesetzantrag
dem Herkommen gemäß öffentlich ausgestellt war, stand die Par-
tei der reichen Gutsbesitzer und die der besitzlosen Bürger wie
zwei feindliche Heere einander drohend gegenüber. Die erstere,
als die bei weitem geringere, konnte nicht erwarten, daß die
Abstimmung in der Volksversammlung zu ihrem Vortheile ent-
scheiden würde; und es wurde deshalb ein Kunstgriff versucht,
der wie schon oft früher, so auch diesmal gelang. Einer der
Tribunen, der reiche Octavius, ward für sie gewonnen; und
an dem Tage der Volksversammlung, wo Tiberius seinen An-
trag zur Abstimmung bringen wollte, trat plötzlich Octavius auf
und legte sein Veto ein. Tiberius ward überrascht, als sein
bisheriger Freund dieses Gesetzmittel gegen ihn anwandte. Mit
rührenden Bitten und Vorstellungen suchte er ihn wieder zu ge-
winnen ; allein Octavius blieb hartnäckig bei seinem Voto, und
die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen.
Es kränkte den Tiberius tief, seinen Plan so scheitern zu
sehen; und seitdem wurden seine Reden in den Volkszusammen-
künften und seine Maßregeln leidenschaftlich und aufregend. „Die *
Ut iidem triumviri judicarent, qua publicus ager, qua privatus
esset. Ibid.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Tiberius Tiberius
______216
Zu spät erkannte das Volk seine Täuschung und ehrte das Anden-
ken seiner hochherzigen Vorfechter durch Errichtung einer Statue.
Während der Gracchischen Unruhen legte Rom den ersten
Grund seiner Macht in dem transalpinischen Gallien. Die grie-
chische Pflanzstadt Massilia wurde von ihren Nachbarn, den
Salluviern hart bedrängt und rief den Schutz der Römer an
(125). Diese schickten den oben erwähnten Flaccus dahin,
der zwei volle Jahre gegen die.salluvier kämpfte, ohne einen
entscheidenden Erfolg herbeizuführen. Erft im Jahre 123 be-
siegte der Proconsul C. Sertius sic völlig und gründete in
der Ebene, wo er gesiegt, Aquä Sertiä, die erste römische
'Kolonie in Gallien Auch die Allobroger und Averner wurden
besiegt und unterwarfen sich (121). Aus deu eroberten Land-
schaften wurde eine römische Provinz gebildet, die späterhin vor-
zugsweise Provincia (Provence) hieß. — In dem Jahre 123
wurden auch die balkarischen Inseln, die durch Seeräuberei das
ganze Mittelmeer unsicher gemacht hatten, von Q. Cäcilius Me-
tellus bekriegt und unterworfen. v
Jedoch bald nahmen zwei bei weitem größere und wichtigere
Kriege die volle Aufmerksamkeit und Sorge des ganzen Staates
in Anspruch — der Jugurthinische und der Cimbrische Krieg, von
denen der erstere zugleich einen neuen Beleg gibt von der niede-
ren Habsucht und feilen Bestechlichkeit der Großen in Rom.
§. 51. Ilcr Krieg mit Iugurtha. 112 — 106.
Micipsa, Masinissa's Sohn, herrschte nach dem Tode seiner
Brüder über ganz Numidien, welches sich von den Grenzen von
Marocco bis an die Syrten erstreckte. Er vertheilte sein Reich
unter seine Söhne, Adherbal und Hiempsal, und seinen
Neffen Jugurtha. Dieser talentvolle, aber auch höchst laster-
hafte Jüngling, dem Nichts heilig war, sobald es galt, einen
einmal gefaßten Plan zur Ausführung zu bringen, hatte bereits
unter Scipio gegen Numantia gefochten und hier den Ruhm der
Tapferkeit und die Freundschaft der Römer sich erworben. Hier
hatte er aber auch die Habsucht und Feilheit der Vornehmen
kennen gelernt und wußte nun, worauf er rechnen dürfte. Sein
Plan war, sich in den Besitz von ganz Numidien zu setzen, und
zur Ausführung dieses Planes schien ihm kein Mittel zu ver--
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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220
fertige absichtlich in die Länge ziehe, nur um den Oberbefehl zu
behalten. Im stolzen Selbstgefühle seiner Kraft und seiner Ver-
dienste begab er sich ohne Urlaub nach Rom, um jetzt das Con-
sulat und die Führung des jugurthinischen Krieges für sich selbst
nachzusuchen; und wurde bei seiner Ankunft mit außerordentlicher
Gunst von dem Volke ausgenommen. Hier wiederholte er seine
Schmähungen gegen Metellus und den Adel überhaupt, dessen
Anmaßungen mit seiner Verdorbenheit wüchsen; dagegen rühmte
er sich, mit der Hälfte der Truppen in einem Feldzuge den nu-
midischen Krieg zu endigen und den Jugartha entweder todt oder
gefangen einzubringen. Das Volk war auf das günstigste ge-
stimmt für diesen Mann aus seiner eigenen Mitte: und er, der
Bauerssohn, erlangte das Consulat nebst Führung des numidi-
schen Krieges (107). Da sprach Marius das stolze Wort: er
trage das Consulat als eine Beute davon, die er der Weichlich-
keit des Adels abgenommen habe; nicht der Denkmale und Bil-
der seiner Ahnen, sondern seiner Wunden rühme er sich. Bevor
er zum Heere in Afrika abging, stellte er zur Ergänzung der
Legionen neue Werbungen an; und er, der Mann des Volkes,
nahm, jetzt zum ersten Male, auch die früher vom Kriegesdienste
ausgeschlossene, niedrigste Klasse des Volkes, die Proletarier, die
durch keinen Besitz an den Boden des Vaterlandes und sein
Geschick geknüpft waren, in die Legionen auf. Mit ihnen eilte
er zum sicheren Siege nach Afrika.
Metellus, gekränkt, daß Marius sich so schändlich auf Kosten
seiner eigenen Ehre ernporgeschwungen hatte, wartete die Ankunft
dieses Emporkömmlings nicht ab, und reifete nach Rom, um
Rechenschaft von seiner Verwaltung abzulegen. Er hatte die
vollgültigsten Beweise für sich; und zur Belohnung seiner Ver-
dienste wurde ihm nicht nur der Triumphzug, sondern auch der
Name, „Numidieus" zuerkannt.
Marius eröffnete den Feldzug mit rastloses Thätigkeit. Er
entriß dem Jugurtha eine Stadt nach der andern und bemäch-
tigte sich durch Überraschung sogar des großen,, in der Wüste
gelegenen Waffenplatzes Capsa (Gaffa). Der flüchtige Jugurtha
vereinigte sich bei Cirta (Constantien) mit seinem Schwiegervater,
und hier kam es zur Entscheidungsschlacht, in welcher die beiden
verbündeten Könige völlig geschlagen wurden. Jugurtha floh mit
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Cirta
Extrahierte Ortsnamen: Rom Weichlich- Afrika Afrika Rom Waffenplatzes_Capsa_(Gaffa